
Jedes der zwölf Zeichen des Tierkreises (nicht zu verwechseln mit den gleichnamigen Sternbildern!) verkörpert in der Astrologie eine charakteristische Grundeinstellung, aus der heraus man sich selbst und die Welt betrachten kann. Jedes dieser Zeichen steht für eine bestimmte innere Energie und Stimmungslage – und auch für ganz bestimmte menschliche Stärken und Schwächen.
Die Kräfte, die die zwölf Tierkreiszeichen symbolisch verkörpern, begleiten uns auf eine sehr vielschichtige Art und Weise durchs Leben. Wir können ihnen – als ganz persönliche Qualitäten, die eng mit dem Zeitpunkt der Geburt zusammenhängen – unmittelbar in uns selbst begegnen; oder in den Menschen, denen wir nahe sind. Wir verspüren sie zugleich aber auch wieder und wieder als eine besondere Qualität bestimmter Tage und Jahreszeiten oder sogar ganzer Jahre und Jahrzehnte.
Doch warum eigentlich steht ausgerechnet der Zwilling für Neugier und Umtriebigkeit, während sein unmittelbarer Nachbar, der Stier, so gemütlich und traditionsbewusst in sich ruht? Die spezielle Kontur, die jedem einzelnen Zeichen des Tierkreises in der Astrologie zugesprochen wird, begründet sich durch viele verschiedene Faktoren. Die Jahreszeit, die einem Zeichen (dem Jahreslauf der Sonne entsprechend) zugeordnet ist, ist hier ebenso bedeutsam wie dessen innere Verwandtschaft zu der Energie, die von einem bestimmten Gestirn verkörpert wird.

Grundlegend ist der Tierkreis so aufgebaut, dass – begonnen beim ersten Frühlingszeichen, dem Widder (1) bis hin zum letzten Winterzeichen, dem Fisch (12) – jeweils drei Zeichen aufeinanderfolgen, die einer bestimmten Jahreszeit zugeordnet sind. Parallel dazu aber gibt es auch drei an den vier Elementen orientierte Sequenzen, in denen jeweils ein Feuer-, ein Erd-, ein Luft- und ein Wasserzeichen aufeinanderfolgen, sowie vier Sequenzen der Modalitäten kardinal-fix-flexibel.

Frühling, Sommer, Herbst und Winter – 12 Tierkreiszeichen und 4 Jahreszeiten
Es ist natürlich ein Unterschied, ob man in den wohlig-warmen Sommer oder in den ungemütlich-kalten Winter hineingeboren wird … denn die ersten Eindrücke von dieser Welt prägen durchaus unsere Einstellung zu dieser.
In diesem Sinne korrespondieren die Tierkreiszeichen – dem alljährlichen Lauf der Sonne durch den Zodiak entsprechend – mit dem Wechsel der Jahreszeiten; und damit nicht nur mit dem Werden und Vergehen in der Natur, sondern auch mit den damit im Allgemeinen so verbundenen menschlichen Gemütslagen – von den fröhlichen Frühlingsgefühlen bis hin zum Novembernebelfrust.
Den Frühling macht aus, dass sich die Natur nach dem toten Winter neu ins Leben zurückkämpft und aus sich selbst heraus erblüht. Entsprechend verbindet die drei Frühlingszeichen Widder, Stier und Zwilling eine Grundeinstellung, die man kurz gesagt so charakterisieren kann: Ich bin ich selbst durch mich! Alle drei Zeichen streben ganz wie die Pflanzenwelt vor allem danach, ihr pures Dasein zur Geltung zu bringen; und dabei vertrauen sie ganz auf sich selbst und ihre Willenskraft.
Im Sommer reifen die Früchte heran, Mutter Natur zeigt, was sie zu bieten und zu verschenken hat. Die drei Sommerzeichen Krebs, Löwe und Jungfrau sind sich demnach einig in der Grundeinstellung: Ich bin ich selbst durch dich! Auch sie streben danach, ihre Individualität zu verwirklichen, doch diese definiert sich nun vor allem danach, was sie anderen Menschen zu geben haben; und durch das Feedback, das sie dafür erhalten.
Die herbstliche Ernte schafft man nicht allein, und in der kälter werdenden Jahreszeit ist es eine gute Idee, enger zusammenzurücken. Ich bin Teil des Ganzen durch Dich! Das ist die charakteristische gemeinsame Lebenseinstellung der drei Herbstzeichen Waage, Skorpion und Schütze. Sie sind darauf eingerichtet, Anregungen von anderen Menschen zu beziehen, sich mit diesen abzustimmen und sich durch unmittelbare Kontaktpflege als Teil der menschlichen Gemeinschaft zur Geltung zu bringen.
Als Zeichen des kargen Winters, dem man sich alle Jahre wieder stellen muss, verwirklichen Steinbock, Wassermann und Fisch den Grundgedanken: Ich bin Teil des Ganzen durch mich! Alle drei Zeichennaturen haben ebenfalls das Bedürfnis, sich in der menschlichen Gemeinschaft zu bewähren. Doch dabei verlassen sie sich jetzt nicht so sehr auf andere, sondern vor allem auf sich selbst und die eigene Tatkraft.
Die jahreszeitlich geprägte Mentalität der zwölf Tierkreiszeichen korrespondiert übrigens mit der Symbolik der astrologischen Häuser und Quadranten, die ihnen – von 1 bis 12 – zugeordnet sind.
Kardinal, fix und flexibel – 12 Tierkreiszeichen und 3 Modalitäten
Die Modalitäten bzw. Qualitäten, die jeweils vier Tierkreiszeichen gemeinsam haben, korrespondieren ebenfalls mit dem Kreislauf der Jahreszeiten; jetzt jedoch mit dem energischen Anbruch einer neuen Jahreszeit (kardinal), mit deren Höhepunkt, in dem sich die Saison stabilisiert hat (fix) und schließlich mit dem allmählichen Übergang in die nächste Jahreszeit (flexibel).
Kardinal kommt vom lateinischen „cardo“, was „Türangel, Dreh- und Angelpunkt“ bedeutet. In der Tat, die Kardinalzeichen geben Anstöße und öffnen Türen: Wenn die Sonne in eins der vier Haupt- oder Kardinalzeichen Widder, Krebs, Waage und Steinbock übergeht, setzt sich unübersehbar eine neue Jahreszeit durch: im März der Frühling, im Juni der Sommer, im September der Herbst und im Dezember der Winter. Diese vier wichtigsten Eckdaten des natürlichen Kalenders, die der Frühlings- und Herbst-Tagundnachtgleiche bzw. der Sommer- und der Wintersonnwende, also dem hellsten und dem dunkelsten Tag des Jahres entsprechen, finden wir bis heute in fast jedem modernen Zeitplaner notiert.
Einem kardinalen folgt dann jeweils ein fixes oder festes Zeichen, in dem sich die Saison stabilisiert: Dem Widder folgt das Frühlingszeichen Stier, das uns durch den Wonnemonat Mai begleitet, der Löwe ist das Zeichen des heißen Hochsommers im Juli und August, in dem die Sonne ihre Kraft voll entfalten kann, der Skorpion regiert, wenn wir im nebligen November den Herbst als besonders düster erleben, und der Wassermann markiert den Höhepunkt der kalten, klaren Winterzeit.
Zwillinge, Jungfrau, Schütze und Fische schließlich gelten als flexible, also als bewegliche (oder auch labile) Zeichen, denen eine große Anpassungsfähigkeit zu eigen ist. In ihrer Phase sich geht eine Jahreszeit in die nächste über, zum meteorologischen Frühlings-, Sommer-, Herbst- und Winteranfang (1. März, 1. Juni, 1. September und 1. Dezember) geben uns Temperatur und Natur uns schon einen spürbaren Vorgeschmack auf das Kommende geben.
Im Geburtshoroskop beschreiben die drei Modalitäten analog dazu, zu welchen Verhaltensmustern ein Mensch am ehesten neigt und wie er sich an die äußeren Umstände anpasst. Hier stehen die kardinalen, auch bewegend genannten Zeichen für die Fähigkeit, die Dinge des Lebens aus eigener Kraft in Gang zu bringen, und für den impulsiven Drang, unmittelbar zu aktiv zu werden – auch wenn das vielleicht nicht immer so ganz klug ist.
Das gemeinsame Merkmal der fixen Zeichen ist ihr Hang zu Intensität und Beharrlichkeit, aus dem ein hohes Konzentrationsvermögen, Ausdauer und Beständigkeit, manchmal aber auch eine gewisse Sturheit erwachsen – eben ein Hang zu fixen Ideen.
Die Qualität flexibel oder auch labil schließlich bescheinigt dem Geborenen ein promptes Anpassungsvermögen an veränderte Bedingungen bzw. große geistige Regsamkeit, des Einfallsreichtum, Lernbereitschaft und Interesse an der geistigen Welt – aber auch eine gewisse Unbestimmtheit und Ruhelosigkeit.
Die ″kardinalsten″ der vier Kardinalzeichen sind das Mars-Zeichen Widder, das mit purem Tatendrang sozusagen die „männlich“-aktive Seite der Seele vertritt, und das Mond-Zeichen Krebs, das die „weiblich“-passive Seite der Seele, deren Prägung durch unmittelbare emotionale Impulse in Reinkultur verkörpert.
Die Waage dagegen gehört zwar nicht zu den beweglichen Zeichen, sie kann aber dennoch als deren Leitzeichen gelten, denn sie vertritt in der kardinalen Riege das Prinzip der maximalen Anpassungsfähigkeit. Das kardinale Winterzeichen Steinbock schließlich steht für unmittelbare Ausdauer, Konsequenz und Beharrlichkeit und kann in diesem Sinne zugleich als Schirmherr aller fixen Zeichen verstanden werden.

Feuer, Erde, Luft und Wasser – 12 Tierkreiszeichen und 4 Elemente
Die entscheidende Gemeinsamkeit zwischen verschiedenen Tierkreiszeichen jedoch ihre Zugehörigkeit zu einem der vier Elemente. In der klassischen Astrologie symbolisierte diese Zugehörigkeit jeweils eine gemeinsame Tönung des Temperaments: Feuer entspricht dabei dem cholerischen, Erde dem melancholischen, Luft dem sanguinischen und Wasser dem phlegmatischen Temperament.
Die verschiedenen Temperamente wurden auf das Wirken eines bestimmten „Körpersaftes“ (fachsprachlich: Humor!) zurückgeführt – wobei die zugrunde gelegten physiologischen Vorstellungen vom Rumoren gelber oder schwarzer Gallenflüssigkeit, Blut und Schleim nach dem heutigen medizinischen Erkenntnisstand eher wunderlich sind. Zwar beschimpft man sich immer noch gern gegenseitig als „Choleriker“ oder „Phlegmatiker“ – doch die dahinterstehende Psychologie der Körpersäfte ist inzwischen etwas staubig geworden.
Die moderne Astro-Psychologie geht stattdessen von einem Bewusstseinsmodell aus, das mit den vier grundlegenden ‚Wahrnehmungsfunktionen‘ Intuition, Empfindung, Denken und Gefühl korrespondiert, die der Tiefenpsychologe C. G. Jung in seiner ‚Typologie‘ herausgearbeitet hat. Die vier Elemente symbolisieren demnach vier grundlegend verschiedene Orientierungsweisen, auf die man sich in seinem Leben schwerpunktmäßig einstellen kann. Das sehe ich prinzipiell auch so, doch terminologisch würde ich (da insbesondere die Begriffe Intuition und Empfinden oft anders interpretiert werden als gemeint) diese Grundeinstellungen lieber danach fassen, woran man sich in dieser Welt vor allem orientiert:

Ergänzend werden die aus sich herausströmenden Feuer- und Luftzeichen üblicherweise gemeinsam dem „männlichen“, dem aktiven Pol zugeordnet, während die sechs Erd- und Wasserzeichen als „weiblich“ bzw. passiv gelten. Diese Terminologie geht zwar auf alte (und inzwischen ziemlich angestaubte) Rollenbilder zurück, nach denen das Weibchen brav abwartet, was das Männchen so tut – doch etwas anders ausgedrückt ergeben sich hier schon weitere markante Charakteristika der jeweils zu einer Gruppe verbundenen Tierkreiszeichen.
Chronologisch nacheinander im Tierkreis betrachtet, entsprechen die drei Zeichen eines Elements jeweils drei menschlichen Entwicklungsstufen: Das den jeweils ersten Zeichen eines Elements – also dem feurigen Widder, dem erdverbundenen Stier, dem luftig-leichten Zwilling und dem gefühlvollen Wasserzeichen Krebs – gemeinsame Stadium kennzeichnet, dass sich in ihnen jeweils der ganz individuelle, innermenschliche Urimpuls ihres Elements zur Geltung bringt, also das Entstehen, die Ausbildung und Entwicklung dieses Prinzips; alle vier Zeichen folgen unisono der Devise: Ich verwirkliche mich als Ich, ganz ursprünglich!
Löwe, Jungfrau, Waage und Skorpion, also die jeweils zweiten Zeichen eines Elements, entsprechen dann dem Stadium der Lebensbewährung, der praktischen Anwendung der von ihrem Element symbolisierten Kräfte in der unmittelbaren Umwelt, vor allem im zwischenmenschlichen Umfeld; sie folgen so gesehen also dem Motto: Ich verwirkliche mich als Ich durch Dich!
Die jeweils letzten Zeichen eines Elements, Schütze, Steinbock, Wassermann und Fische, symbolisieren dann ein Reifestadium, das über das alltägliche Leben hinaus die höhere Vollendung der elementaren Funktionen Wollen, Realisieren, Denken und Fühlen symbolisiert: Ich verwirkliche mich, indem ich ins große Ganze eingehe!
Bis ins Kleinste: 4 Elemente, 12 Zeichen und 36 Dekaden
Der enge Zusammenhang zwischen den drei Tierkreiszeichen eines Elements wird im astrologischen Denkmodell bis ins Kleinste hinein betont: Er spiegelt sich auch in den Dekaden, durch die jedes Zeichen, das insgesamt 30° im 360°-Rund des Tierkreises einnimmt, noch einmal in drei Einheiten à 10° unterteilt wird.
Während also zum Beispiel ein in der ersten Dekade des Widders (21.-30. März) geborener Mensch dessen impulsiv-initiativer Frühlingsnatur wirklich ganz pur und unmittelbar entspricht, ist ein Widder der zweiten Dekade (31. März-9. April) immer auch etwas von seinem löwigen, sommerlich in sich ruhenden Elementverwandten eingetönt, und ein Widder der dritten Dekade (10.-20. April) erscheint durch die Einflüsse seines vergeistigt-herbstlichen Schütze-Kollegen deutlich abgeklärter und philosophischer, als man es normalerweise von einem Vertreter dieses Zeichens erwarten würde. Gelegentlich werden die Dekaden auch nach dem Herrscher der mitschwingenden Zeichen benannt, also z. B. als Venus-Stier, Merkur-Stier oder Saturn-Stier. Diese Feingliederung des Tierkreises eröffnet, wenn man sie im 360°-Rund des persönlichen Geburtshoroskops nachvollzieht, viele weitere Möglichkeiten, das Naturell eines Menschen in allen astrologischen Details zu verstehen.

Elemente und Modalitäten: 12 Zeichen und 3 x 4 Meinungen
Ein Tierkreiszeichen ist immer beides: Vertreter seines Elements und Vertreter der kardinalen, fixen oder flexiblen Zeichengruppe. So gewinnt es im Kern seine charakteristische astrologische Kontur.
Daraus, wie die zwölf Zeichen in einem persönlichen Geburtshoroskop konkret besetzt sind, ergibt sich – im inneren Erleben wie auch in der Partnerschaft – eine besondere Dramaturgie, die durch die starke Harmonien, vor allem aber auch durch gewisse Meinungsverschiedenheiten zwischen bestimmten Zeichen lebendig gehalten wird.
Die drei Zeichen des Feuers, der Luft, der Erde und des Wassers bilden, wenn man sie im Horoskopkreis durch Linien verbindet, jeweils ein Dreieck heraus, das dem Symbol des besonders harmonischen astrologischen Aspekt Trigon (120°) entspricht. Element-Trigone zeigen an, dass hier drei Zeichen im Prinzip ganz einer Meinung sind, sich gegenseitig ergänzen und befruchten und deshalb ein sehr gutes Team bilden – sei es in der Partnerschaft oder sei es als Kräfte in der eigenen Seele.
Wenn man dagegen die vier Zeichen der kardinalen, der fixen oder der flexiblen Gruppe durch Linien im Horoskopkreis miteinander verbindet, dann hat man das Aspektesymbol des Quadrats mit vier 90°-Winkeln vor Augen. Quadrate verweisen auf Unstimmigkeiten und grundlegende Meinungsverschiedenheiten, die hier die Beziehungen der Zeichennaturen zueinander charakterisieren. Zudem besteht zwischen den Zeichen, die sich im Tierkreis direkt gegenüberliegen, der Aspekt der Opposition (180°), also des denkbar größten Widerspruchs; so zum Beispiel zwischen dem Hochsommerzeichen Löwe und dem Hochwinterzeichen Wassermann, oder dem ganz auf die irdische Bewährung konzentrierten Steinbock und dem impulsiv-emotionalen Krebs.
Die übrigen männlich-aktiven Feuer- und Luftzeichen oder weiblich-passiven Erd- und Wasserzeichen dagegen stehen in einem konstruktiven Ergänzungsverhältnis zueinander. Sie folgen im Tierkreis jeweils in 60°-Abständen aufeinander, ihre Beziehung wird daher durch einen freundlichen Sextil-Aspekt charakterisiert.

